„Quis cantat – bis orat“
„Wer singt, betet doppelt“ – dieses Zitat wird dem Kirchenvater Augustinus von Hippo zugeschrieben. Im 500. Jubiläumsjahr unseres evangelischen Kirchengesangbuches möchten wir Ihnen jeden Monat ein Kirchenlied vorstellen und Ihnen dieses vom Turm oder im Gottesdienst vortragen.
Wir beginnen mit EG 70 & GL 357 „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ von Philipp Nicolai (1556-1608). Es wird in der Epiphaniaszeit (Heilige drei Könige) gesungen. Nicolai hat in schweren Pestzeiten gelebt und als Pfarrer viel Leid erfahren. Das Lied ist im barocken Sinne komponiert, beinhaltet ein Akrostichon: Die 7 Strophen beginnen jeweils mit den ersten Buchstaben des Namens seines Fürsten „Wilhelm Ernst Graf vnd Herr zu Waldeck“ = WEGVHZW, den Nicolai als Hofprediger in Wildungen auch erzogen hat.
Ein mystisches, barockes Liebes- oder Brautlied, der Text muss im Kontext zu seiner Zeit verstanden werden, ist heute eher schwer zugänglich. Die Melodie fließt schön ruhig, klangvoll und abwechslungsreich, das macht es zu einem der beliebtesten Kirchenlieder in Deutschland und Europa. Es wurde von viele Komponisten wie Bach, Praetorius, Mendelssohn, Pachelbel und anderen vertont und variiert. Wir spielen es am 28. Januar vom Turm der Bartholomäuskirche.
(PCM/Volker Böhringer)