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„Quis cantat – bis orat“

Korn, das in die Erde – EG 98

Deutscher Text nach englischer Vorlage und französische Melodie, internationaler geht es kaum. In unserem Evangelischen Gesangbuch finden sich immer wieder auch Anleihen aus anderen Ländern. Heute würde man sagen: Die Künstler haben schon seit langem „gesampelt“. Ein Kirchenlied auf eine Tanz-Weise oder auf die Melodie eines Gassenhauers, das gibt es schon lange. „Es ist alles nur geklaut!“ Das Monatslied des Posaunenchors Markgröningen für den Februar „Korn, das in die Erde“ ist eine interessante Variante: Man nehme eine etwas spröde, aber einfache, eingängige Melodie eines französischen Weihnachtsliedes aus dem 15.Jahrhundert und kombiniere sie mit einem sehr lyrischen Text, der mit den Textbildern aus der Zeit von Passion und Ostern spielt: Korn, Keim, Weizen, Acker, Dornen, Felsen. Pfarrer Jürgen Henkys aus Berlin veröffentlichte in den 1970er und 1980er Jahren vor allem Liedtexte, die er frei aus anderen Sprachen übersetzte und dann noch mit Melodien aus wieder anderen Ländern kombinierte. So auch das vorliegende Lied. Es besteht aus nur zwei Melodieteilen, deren erster lebendiger, schwunghafter Teil am Ende wie ein Kehrreim nochmal wiederholt wird. In der Mitte findet sich ein rhythmisch und melodisch eher weich und lieblich gehaltener Melodieteil. Zusammengenommen entsteht ein Lied, das gut singbar und einprägsam ist. Aber nicht nur bei der Melodie lohnt es sich genau hinzuhören, gerade der Text beschreibt mit bodenständigen, bäuerlichen und gleichzeitig schönen lyrischen Bildern, wovon Passion und Ostern handeln: Nur aus einem Samen, der in die Erde gesät wird, d.h. stirbt, entsteht ein Keimling, neues Leben. Theologisch gesprochen: Tod und Auferstehung gehören zusammen. Drei Tage nach Karfreitag kommt Ostern.

Martin Strecker, PC Markgröningen